Episode 143: Nashville, 1975

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Wenn der Altstar Haven Hamilton (Henry Gibson) im großen Tonstudio seine patriotische Geschichtsklitterung „200 Years“ einspielt, darf sich im kleinen Seitenstudio ein ganzer Gospel-Chor um die stimmlich zutiefst unterlegene, aber zumindest hellhäutige Linnea Reese (Lily Tomlin) scharen – ein Beispiel für den sezierenden Blick, den Robert Altman auf den Mikrokosmos aus Stars und Sternchen in der Schlagerwelt des Nashville-Country wirft. Dabei geht es ihm nicht um den Einzelnen, sondern um Verbindungen und Muster, die dadurch erkennbar werden, dass er seinen Film als Netzwerkerzählung konstruiert, und die nicht nur für die eine Stadt, sondern ein ganzes Land stehen. Zwischendrin erhebt sich die britische Reporterin (Geraldine Chaplin) mit ihren Vorurteilen und ebenfalls rassistischen Ansichten vorschnell über die Amerikaner „an sich“, während Jeff Goldblum als entleertes Zeichen auf einem Tricycle vorbeifährt. Das Bild eines in den Kernvorstellungen nach Watergate und den Kennedy- und Martin Luther King-Attentaten erschütterte Amerika wirkt dabei nur allzu bekannt und aktuell, aber jetzt auch in Europa. Wichtiges Detail: bei Altman sind alle allzu menschlich, egal wo sie politisch stehen.

Episode 143: Nashville, 1975

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