Episode 130: Der Verlorene, 1951

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Peter Lorre kehrt Anfang der 50er Jahre nach Deutschland zurück und geht sofort auf Konfrontationskurs mit der alten Heimat. In seinem Regiedebüt will er das deutsche Publikum aufs Aggressivste mit der eigenen Schuld an den Verbrechen der Nazizeit konfrontieren. Dabei nutzt er alles, was er über die Jahre von Meistern wie Fritz Lang und John Huston gelernt hat: die Mittel des Expressionismus und des Film Noir, aber fast frei vom amerikanischen Melodram. In der Figur des Doktor Karl Rothe, gespielt von Lorre selbst, soll sich das Publikum wiedererkennen: einerseits der Mitläufer, der seine Forschungstätigkeit nicht als Kollaboration wahrhaben will. Und andererseits der zwanghafte Mörder der zweiten Hälfte des Films, der nicht zur Ruhe kommen darf. Alle anderen Identifikationsangebote sind nur noch abstoßender. Lorre hätte wissen können, dass diese gnadenlose Retraumatisierung so kurz nach dem Krieg kaum populär sein würde. So kam es dann auch, und DER VERLORENE taucht bis heute nicht im Kanon des deutschen Films auf. Ein Filmarchiv behauptet: das sollte nicht so sein.

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