Wie ist es, Bücher zu verlegen, die im Iran verboten sind, Anahita Redisiu?

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"Wir betreiben einen iranischen Verlag. Das ist nicht ungefährlich",
sagt die Buchhändlerin Anahita Redisiu, die mit ihren Eltern Anfang der
80er Jahre vor der islamistischen Diktatur aus dem Iran geflohen ist.
Heute hat die Familie in Köln einen Verlag und eine Buchhandlung für
iranische Literatur aus dem Exil namens Forough. "Unsere Themen oder
Autoren sind in Iran komplett tabu und die Autoren leben selten
überhaupt noch dort. Alles andere", sagt Redisiu, "wäre einfach zu
gefährlich."

Redisiu, 38, hat nach ihrem Studium in der persischen Redaktion der
Deutschen Welle und für den Kölner Stadtanzeiger gearbeitet und als
Stadtführerin Touren durch das "iranische" Köln geleitet – um dann doch
in das Unternehmen ihrer Eltern einzusteigen. "Als Jugendliche habe ich
nicht verstanden, warum mein Vater, der Ingenieurwesen studiert und
meine Mutter, die Sozialarbeit studiert hat, nicht in ihren erlernten
Berufen in Deutschland arbeiten, sondern einen Verlag eröffnet haben",
erzählt sie. Und warum alle Bücher, die Forough als gesellschafts- und
religionskritischer Verlag veröffentlicht, "immer so eine Schwere" mit
sich gebracht haben. Durch die aktuellen Proteste in Iran, sei ihr erst
richtig bewusst geworden, wie wichtig ihre Arbeit sei.

Dass auch das Regime in Iran die Bücher ihres Verlages kenne, wisse sie
sicher, erzählt sie. "Vor drei, vier Jahren habe ich eine Anfrage der
Staatsbibliothek in Teheran bekommen. Sie wollten von uns verlegte
Bücher haben – aber nicht, um sie zum Verleih anzubieten. Sie wollten
uns klar machen, dass sie wissen, was wir verlegen. Und sie wollten,
dass wir wissen, dass sie das alles lesen." Ihre Eltern, erzählt
Redisiu, hätten Drohbriefe und andere Einschüchterungsversuche von ihr
und ihrer Schwester immer ferngehalten. Doch es sei bekannt, dass das
iranische Regime Übersetzer und Verleger kritischer Bücher zur Aufgabe
gedrängt – oder sogar ermordet habe. Deshalb sei es für sie und ihre
Familie auch zu gefährlich, nach Iran zu reisen.

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