Finanz-Szene - Der Podcast. Zu Gast: Martin Blessing

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Es gibt nicht viele Chefs deutscher Großbanken, die es in den letzten 20 Jahren geschafft haben, über die Jahre zu so etwas wie einem "Gesicht" ihrer jeweiligen Bank zu werden. Josef Ackermann ist so ein Fall. Ganz gewiss aber auch: Martin Blessing. Der hatte mit ziemlich genau acht Jahren als Vorstandschef der Commerzbank von 2008 bis 2016 nicht einmal eine außergewöhnlich lange Amtszeit. Aber in die fielen mit Dresdner-Bank-Übernahme, der Finanzkrise samt Nahtod-Erfahrung, der Teilverstaatlichung, zwei Mega-Kapitalerhöhungen und dem Sturz in die Ära der Negativzinsen mehr, als andere Bank-CEOs in ihrem ganzen Berufsleben erleben.

Nun wurde es nach Blessings Coba-Ausstieg merklich ruhiger um Blessing, wenngleich aber nur medial. Ende 2016 stieg er bei der schweizerischen UBS ein, rückte in deren Vorstand auf, schied 2019 wieder aus - und wechselte gewissermaßen die Seiten. Weg von Großbanken. Hin zu etwas ganz neuem: Blessing betätigt sich nicht nur als Fintech-Investor (unter anderem etwas bei Hausgold und dem ESG-Fintech Ecolytics), sondern legte pünktlich zum Höhepunkt des Booms in diesem Segment im März 2021 einen Spac auf und wurde dessen CEO - und zwar mit dem Namen "European FinTech IPO Company 1"; kurz: EFIC1. Übernommen werde sollte mit diesem "Blankoscheck", wie der Firmenname sagt, ein europäisches Fintech.

Tatsächlich übernommen wird nun aber vorbehaltlich des OKs der Investoren ein niederländischer Medienkonzern namens Azerion. Anlass für uns, Blessing einmal in unseren Podcast einzuladen und nachzufragen: gab es denn kein Fintech, das die Investition wert gewesen wäre? Blessing nahm an - und war bester Laune, einen Ritt durch die großen Branchen-Themen dieser Zeit zu wagen: Sehen wir bei den Bewertungen eine Blase? Kann man die Bewertungen börsennotierter Banken überhaupt mit jenen von Fintechs vergleichen? Hatte er den Wertpapierboom so auf dem Zettel? Stimmt es wirklich, dass Corona "alles verändert" hat im Kundenverhalten? Und gibt es überhaupt noch Nischen, in denen es keine Fintechs gibt? (Spoiler: ja, die gibt es).

Unter anderem erzählt uns Blessing auch, dass er als McKinsey-Berater schon um das Jahr 1990 an Studien gearbeitet hätte, die Direktbanken für das Jahr 2005 50% Marktanteil und mehr vorher gesagt hätten. Dass es anders kam und alles erheblich langsamer verlaufen wäre als erwartet, führt er darauf zurück, dass es "alten" Banken immer wieder gelungen sei, den Vorsprung neuer Akteure aufzuholen durch Anpassung - eine Strategie, die er auch jetzt dringend geboten hält für die Institute.

Zumindest bei sich selbst macht Blessing mit der notwendigen Anpassungsfähigkeit an die neue Ära - und erläutert, was es mit den Chancen der In-App Käufe und -werbung von Gaming-Anbietern und den zugehörigen Zahlungsabwicklungen auf sich hat.

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